Top gepflegter 205, 89er Bj. mit 1360er Maschine 49kW/67PS, TU3A Motor-Vergaser-
Kombination mit Choke - also noch kein Einspritzer, dafür mit der nur kurz verbauten Kat-Vorläufer Lösung, der Pulse Air genannten Abgasrückführung.
Pulse Air als charakteristischem Alleinstellungsmerkmal verdankt dieses 205-Baby seine kraftfahrzeughistorische Besonderheit und den charakteristische Motorsound / Fahrgeräusch. Da fasst man eine Trennung nur schwerlich ins Auge, wenn man so vieles mit dem Fahrzeug in all den Jahrzehnten unternommen hat und in den Jahren seit kurz vor der Abwrackprämie noch ein paar Tausender rein gesteckt hat.

Das Fehlerbild, dessen Auflösung ihr am Schluss erfahren könnt, trat erstmals in Erscheinung an einem nass-schneereichen Wintertag, als meine Frau den 205 genommen hatte. Sie war gerade von Arbeit los gefahren und unvermittelt an der nächsten Kreuzung, als sie kurz Wartepflicht hatte, ging der Motor aus. Wie das so ist, bekommst du von deiner besseren Hälfte einen aufgeregten Anruf

Von da ab in den darauffolgenden Wochen, Monaten sollte sich das Phänomen zu einer wiederkehrenden - man kann schon sagen - rätselhaften Heimsuchung ausweiten, zu einem Erfahrungstrip unvorhersehbaren Ausmaßes, den man so nur den Wenigsten wird zumuten können:
Startprobleme, Durchlaufschwierigkeiten mit dem Benziner. Vergaser wurde auseinander genommen, gereinigt, und was noch man sich nur ausdenken kann, mitunter mehr "Kundenabschöpfung" als umsichtige Facharbeit ...
Während all der Zeit war das immer so 50:50 - vorwiegend, aber nicht gesetzt! - über die Sommermonate hindurch fuhr der Wagen oft super, zog ab wie eine Gazelle, hing leichtfüßig am Gas, dass es eine pure Freude war; stets auf's Neue mit einem Stück Hoffnung auf Erlösung verbunden. Umso mehr es in die kalte Jahreszeit ging, desto öfter kamen die Aussetzer: Ruckeln im Schiebebetrieb, kein Durchlauf beim Runterschalten, Abbiegen, Bremsen, an der Ampel - sobald man vom Gas ging - Motor aus und startete nur mit Mühe oder garnicht. Mit Glück am Ende einer langen abschüssigen Straße, oder auch nicht, wenn Fehlzündungen aus dem Auspuff knallten. Mitunter sprang er in der Tiefgarage nicht an. Die Parkuhr tickte, na toll. Wo parke ich demnächst? Genauso ereilte mich aber das Problem mitunter im Hochsommer, so wie ich gelegentlich von Spätherbst bis Frühjahr über manche Tage hinweg unbehelligt durch die Gegend kam. Verflixte, aufreibend rätselhafte Situation

Überhaupt gab sich manchmal der Eindruck, der 205 adaptiert meinen Fahrstil. Seit Jahren schon habe ich es mir angewöhnt, an bekannten "Warte"-Verkehrsampeln die Zündung auszuschalten. Ab 22 Sekunden Rotphase ist das effektiv und schont die Umwelt (grad in der Stadt) wie auch den Geldbeutel. Wenn man sich einmal daran gewöhnt hat ist das kein Problem mehr man sollte bloß in der kalten Jahreszeit aller paar Wochen die Batterie nachzuladen nicht vergessen, das ganze geht als Angewohnheit wie das Fahren selber, Schalten, Kuppeln, recht bald in Fleisch und Blut über. Man macht das routiniert ohne drüber nachzudenken und entwickelt sogar einen siebten Sinn dafür, wie lange eine Rotphase hier und da dauern wird, damit sich das Ausschalten rentiert. Ja, und ich meinte nun stellenweise, "Baby" lernt von mir und will mir vorauseilenden Gehorsam darin leisten, indem er an der Ampel von selbst aus geht.

Solche Trugwahrnehmungen werden irgendwann jeden Kfz-technischen Laien beeinflussen, der ohne einen wirklichen Erkenntnisfortschritt und ohne Lösungserfolg etliche Werkstattaufenthalte - in diversen Peugeot-Vertragsservices (Fehler?) - dazu bestimmt unternommen und finanziert hat, die Ursache dieses mysteriösen Verhaltens herauszufinden und dingfest zu machen. Ich möchte nicht behaupten, dass ich vom Service hängen gelassen wurde. Was wurde bei diesen grandiosen Gelegenheiten nicht so alles am Fahrzeug gereinigt, geprüft (bis hin zum Feuchtetest), kraftstoff- und zündungsseitig ausgetauscht, gängig gemacht und im ernüchternden Endeffekt eigentlich nur abgefettet!

Andere hätten einem so zickigen Automobil längst den Tritt gegeben und was hat meine Frau mit mir diskutiert, aber wenn das Verhältnis zum eigenen Peugeot einmal irrational geworden ist, dann ist die Hoffnung das letzte, was stirbt. Die eigene Sturheit, um es vorweg zu greifen, wurde irgendwann belohnt, von noch einigen wunderbaren gemeinsamen Jahren eines Goldenen Herbstes mit dem Genuss des leistungsgewichtsbedingten Fahrspaßes eines Youngtimers und mittlerweile Peugeot-Klassikers. Wenn hier jemand danach fragt, wie ich bis zur Problemlösung überhaupt noch damit fahren konnte: Notgedrungen ließ sich das Dilemma ja über den Choke regulieren.
Genau das und genau so. Das zeigt, dass es sich nicht um ein Problem mit der Zündung handeln konnte, abgesehen von - lesenswert -bibo hat in seinem Beitrag Leerlauf Weber Vergaser 34 TLP 14 Magnetschalter geschrieben:
der Motor ... geht ohne Choke sofort aus.
Wie verhält sich Bioethanol im Startverhalten bei kaltem Wetter?
Aber jetzt endlich zum Magnetventilschalter - den bis dato niemand auf dem Radar hatte - und zur Hoffnung, die zuletzt stirbt: Irgendwann war es so, dass der Leerlaufausfall sich für mehrere Tage permanent manifestierte und somit überhaupt eine höhere Wahrscheinlichkeit für die Werkstatt bestehen konnte, den Fehler "live" mitzuerleben und ihm so auf die Spur zu kommen. So war es dann auch. An dieser Stelle muss ich die Werkstatt und insbesondere die beiden Mechaniker, die der einen (von zweien, wie sich später herausstellt) Ursache endlich auf den Trichter gekommen sind, hoch halten: Auf der vorletzten Seite (S.67) (Link:) dieses Magazins in der Anzeige Urteil: LEBENSLÄNGLICH sind sie beide abgebildet. Ehre, wem die Ehre gebührt.
Zum Narren

1405 F6 ETOUFFOIR WEBER = idle = Leerlauf __ Verfügbarkeit: offiziell nicht mehr lieferbar

Standardmäßig ist die Ventilnadel durch Federdruck ausgerückt und verschließt den Fluss. Liegt Spannung an, wird die Nadel in die im Metallkörper eingegossene Wicklung (Spule) eingezogen und durch diesen Stellmechanismus öffnet jener Bypass und der Motor geht über ins Grundgas, ein konstruktiver Spritsparmechanismus.

Die Werterhaltung eines Youngtimers aus der kraftfahrzeugtechnischen Neuzeit steht vor kritischen Herausforderungen: Dämmschaumstoffe verwandeln sich nach 25 Jahren in schmieriges Erdöl zurück usw. - soll heißen, Kunststoffe verändern mit der Zeit ihre Struktur, so dass es denkbar ist, dass allein durch Zeitablauf die meisten der heute noch gebraucht verfügbaren Magnetventilschalter ihre Induktionswirkung verloren haben, weil die Innenisolierung der Wicklung passé ist, was durchaus schon durch kleinste Veränderungen, Schrumpfungen, Mikrobrüche in der Struktur des Kunststoffeingusses bewirkt sein kann.
Der WEBER 34 TLP Carburateur ist mit dem TU3A-Motor auch in den 1988er Citroen AX 14 und BX 14 Modellen und den 1989er 309 mit 1,4l verbaut worden, - was man zu lesen bekommt - sogar mal als Einstiegsmotorisierung für einen frühen 405.
Daraus lässt sich übrigens ein Rückschluss auf die Modellpolitik bei PSA ziehen, das Bäumchen-wechsle-dich-Spiel zwischen den Marken - so konnte man, wofür sich der konstruktive und Testaufwand in Grenzen hielt, stets mit verbesserten Motorvarianten zum Kauf anreizen. Wegen des Kultstatus von Peugeot im Vergleich zur Schwestermarke durfte es indessen kaum noch möglich gewesen sein, einen passenden AX oder BX ausfindig zu machen, in denen der TU3A länger verbaut worden war. Bei Peugeot kam diese Motorisierung nur realtiv kurz - etwa vier Fließbandmonate - zur Verwendung, entsprechend mager die Stückzahlen und umso spezieller die Suche.
An der Stelle, als ersatzteilseitig "Ende Gelände" schien, kam doch der rettende Überhelf: Beim Autoverwerter LRP konnte einer das Magnetventil aufspüren, allerdings nicht als Gebrauchtteil, sondern, indem er herausfand, das das Objekt der Begierde bei PEJOT-FAHRZEUGTEILE falsch kategorisiert worden war, also in der Datenbank beim 106er, statt beim 205er, und damit sogar als Neuteil gelistet war.

Bestellt, geliefert, eingebaut: Unser 205er hing fortan wieder am Gas wie ein Bienchen.

Noch nicht!
Das problematische Start- und Durchlaufverhalten bei nasskaltem Wetter war geblieben.
Ein langgedienter Werkstattmeister verhalf dann 2015 schlussendlich zum ersehnten Durchbruch. Er fand eine minimale Durchrostung von der Größe zweier nebeneinander gelegter Reiskörner verborgen unterhalb der Befestigungsschelle des Auspuffkrümmers!!

So winzig die Ursache des verbliebenen Übels, hat sie ausgereicht für eine unerwartet große Auswirkung, die mich zurück zum Eingangsstatement Pulse Air führt: Die Abgasrückführung hat in Verbindung mit dieser geringfügigen Undichtigkeit dafür gesorgt, dass Regen und Gischt, also witterungsbedingte Feuchtigkeit, über einen kurzen Weg in den Verbrennungsraum gelangen konnte. Somit war es am Ende auch geklärt, weswegen der Peugeot nach längerem Trockenstand stets gut startete.

Vergangene Woche beim Aufbocken zum Räderwechsel knistert der Schweller und gibt nach.
OLDSCHOOLer mag nicht mehr.

Wer eine deutsche Werkstattanleitung sucht für 205 + 309 Motoren TU1M : HDZ und TU3M : KDZ - Benzineinspritzung BOSCH MONO-JETRONIC A2.2 Nr. MB IR 02 von 07/89 - bitte PN.