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								von MADDIN » Mi 21.02.07 16:11
			
			
			
			
			Die goldenen Regeln für die kommende Kirmes-Saison
 1. Ein Bier bestellen geht gar nich. Damit sagt man, daß man ne
 knickrige Sau is, keine Freunde hat oder Antialkoholiker
 ist, quasi das Allerletzte.
 2. Also immer mindestens zehn Stück, einen Meter oder ein ganzes
 Tablett. Nie vorher abzählen, wieviel Leute um einen herumstehen und
 dann genau die Anzahl bestellen. Am besten irgendeine
 Zahl über die Theke grölen und ab dafür.
 3. Ganz falsch: Die Umstehenden fragen, ob sie überhaupt noch ein
 Bier haben wollen. Wichtige Regel: gefragt wird nich. Saufen ist
 schließlich kein Spaß.
 4. Wenn der Stoff da is, nich blöd rumgucken und
 überlegen, wem man denn eins in die Hand drücken soll.
 Am besten die Gläser wild in der
 Umgebung verteilen, denn nur so zeigt man seine
 Großzügigkeit. Nur der kleinkarierte Pisser stellt sich da an.
 5. Wer zahlt wann welche Runde? In der Regel kommt jeder
 der Reihe nach dran. Ganz miese *** sympatischer Mann *** saufen die ersten neun
 Runden an der Theke mit und wenn sie an der Reihe wären,
 müssen sie plötzlich pissen. Der erste Besteller bestimmt
 meist die Dauer des Projekts:
 Wenn er zwölf Bier bestellt, müssen alle solange warten, bis zwölf
 Runden durch sind. Wichtig ist, daß der Strom nie
 abreißt. Also wenn alle noch die Hälfte im Glas haben, sofort
 die nächste Runde ordern und das neue Glas in die Hand drücken.
 Was voll peinlich ist: Mit zwei Gläsern in der Hand an der Theke
 stehen, deshalb is Tempo angesagt beim reinschütten,
 is schließlich kein Kindergeburtstag.
 6. Richtig fiese Schweine bestellen zwischendurch noch ne Runde
 Kümmel oder die absolute Hölle Jägermeister, eine Art braunes
 Schlangengift, dass mit dem Eiter von toten Fröschen verfeinert
 wurde.. Hier wirds ernst. Sollte sich sowas andeuten,
 kann man bloß noch die Flucht ergreifen. Merke: Biersaufen kann man
 überleben aufm Zeltfest mit etwas Planung und Glück; nach
 Jägermeister weigert sich sogar der Notarzt, diese Schweinerei
 wiederzubeleben.
 7. Konsequent durchgezogen, bist Du normalerweise aufm
 Zelt um halb Neun stramm wie die Kesselflicker. Geht natürlich nich, weil
Du
 kannst ja noch nich Hause, wegen Verdacht auf Weichei. Was also dann?
 Pausen machen!
 Dafür sind in der Regel zwei Sachen vorgesehen: Dönerfressen und
 Tanzen.
 Erstens: Dönerfressen
 Vorteil: an der Bude gibts kein Jägermeister, da bist Du also ne
 zeitlang sicher vor der Alkoholvergiftung durch andere.
 Nu sind die Dönerstände immer so konzipiert, daß die Nachfrage
 immer größer ist als das Angebot. In der Bude arbeiten
 auch meistens Fachkräfte, denen man beim Grillen die Schuhe
 besohlen kann. Einzige Qualifikation: sie können mit einem
 Sauerstoffanteil in der Luft von unter 1% überleben, deswegen
 wirken sie auch so scheintot. Nu sagt der Laie: watn Scheiß,
 das könnte man doch viel besser organisieren:
 zackzack kämen die Döner übern Tresen.
 Falsch: die mickrigen Dönerbuden mit den Untoten am Grill
 stehen da nich aus Versehen, sondern absichtlich. Hier kann man Asyl
 beantragen von der Sauferei und je länger man auf das verkohlte
 Fleisch warten muß, desto größer die Überlebenschance.
 Zweitens: Tanzen
 Im Vergleich zu Dönerfressen natürlich die schlechtere Wahl, weil
 anstrengend und mit Frauen. Aber irgendwann geht halt
 kein Fleisch mehr rein in den Pansen und Du mußt in den sauren Apfel
 beißen. Also zack, einen Rochen von den Bänken gerissen und irgendwie
 bescheuerte Bewegungen machen. Wenn Du Glück hast, spielt die Kapelle
 mehr als zwei Stücke und Du kannst Dir ein paar Bier ausse Rippen
 schwitzen.Hast Du Pech, kommt sofort nachm ersten Stück der
 Thekenmarsch und Du stehst wieder da, von wo Du gerade geflohen bist.
 Drittens: Sektbar
 Eine richtig gruselige Bude, quasi die Abferkelbox im
 Festzelt. Hier isses so voll und eng, hier bleibst Du auch noch stehen,
 wenns eigentlich nich mehr geht. Es soll schon Kriegsverletzte gegeben
 haben, denen hat man in der Sektbar beide Beinprothesen
 geklaut und sie habens nich gemerkt. Doch der Preis, den Du für die
Stehhilfe
 zahlst is hoch: Du mußt Sekt saufen aus so mickrigen Blumenvasen,
 die man von der Spermaprobe beim Urologen kennt. Ziemlich eklig
 alles. Wenns keine Sektbar gibt, gibst meist ne Cocktailbar:
 Cocktail heißt im Zelt aber nich Caipirinha oder Margerita sondern
 Fanta/Korn oder Korn mit Fanta. Also vorsichtig. Hier kanns ganz
 schnell zuende gehen. Eine Alternative für den ganzen
 schnellen Weg ins Nirwana is noch der westfälische Zaubertrank:
 Oechelshäuser Korn. Vom Preis-Leistungs-Verhältnis her immer noch ne
 reelle Sache:
 So besäuft sich der kritische Verbraucher und hat es ruckzuck
 geschafft. Doch bevor Du nach Hause darfst, kommt noch ein ganz
 wichtiger Punkt, nämlich...
 Viertens: Kotzen
 Klingt ***Mist***, Du wirst aber dankbar sein, wenn Dein Körper, Dir
 dieses Geschenk bereitet. Du hast Platz für neue Döner und
 vielleicht sogar Glück, dass Du die letzten zwanzig Bier noch
 erwischst, bevor sie Dein Gehirn erreicht haben. Der Profi
 jedenfalls kotzt oft und gern. - So jetzt wären wir auch
 schon bald beim Nachhause gehen. Haha.
 Wenn Du abers den Zeitpunkt verpaßt hast, und Du kommst
 vom Pissen oder Dönerkotzen wieder ins Zelt und es sind bloß noch
 zwanzig Mann übrig.
 Ätsch: ****** gezogen. Denn jetzt heißt es:
 Fünftens: Die Letzten
 Ab jetzt geht es um so spannende Sachen wie Faßaussaufen - es is immer
 mehr drin, als Du denkst, oder Absacker trinken, wenns ein
 Oechelshäuser Korn ist, kannst Du Dir gleich den Umweg über den
 Notarzt sparen und den Bestatter anrufen. Jeder paßt jetzt auf, daß
 keiner heimlich abhaut. Die ersten sacken einfach so vor
 der Theke zusammen, damit sie jedenfalls nich noch mehr saufen
 müssen. Vorteil dieser Phase des
 Zeltfestes: Du mußt nich mehr extra mehr nach draußen
 latschen für Pissen und Kotzen: geht jetzt alles vor Ort.
 Sechstens: Nach Hause
 Fällt aus. Mach Dir keine Illusionen: alleine schaffst Du s nich
 mehr, Taxis gibst nich aufm Land, und wenn, würden sie Dich nich
 mitnehmen. Deine Frau kommt nich, um Dich zu holen, die
 is froh, daß dieses Wrack nich inner Wohnung liegt und der Gestank
 in die Möbel zieht. Was bleibt ist..
 Siebtens: Der Morgen danach
 Die ersten Sonnenstrahlen brechen durch die Ritzen in der
 Zeltfestplane. Du wirst wach von einem Zungenkuß, wie Du ihn noch
 nie in Deinem Leben gekriegt hast. Leidenschaftlich küßt
 Du zurück.
 Dann machst Du Deine verklebten Augen auf und blickst in das
 fröhliche Gesicht des zottigen Köters von dem
 Karusselfritzen. Und
 mit einem eigenen Beitrag zum Thema Würfelhusten fängt der Tag
 wieder an. Dein Kopf fühlt sich an wie nach einem
 Steckschuß. Jetzt hilft nur
 noch: Stützbier bis die Maschine wieder halbwegs normal läuft.
 Seid froh, dass die Kirmessaison nur einmal im Jahr ist, wir alle hier
 können stolz und fröhlich sein, denn auch letztes Jahr
 haben wir es überlebt.
 Auf geht´s....