ÖR Fernsehen in Deutschland - konstruktive Diskussion

Ihr habt Probleme mit anderen Marken? Oder mit Sachen, die nicht euren Löwen betreffen? Dann ist das genau die richtige Schublade für euch.
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CaliforniaPug
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ÖR Fernsehen in Deutschland - konstruktive Diskussion

Beitrag von CaliforniaPug » Do 05.03.09 16:13

Hallo Leute,

nachdem ich gestern einmal wieder Besuch vom MfS äh der GEZ hatte und von diesem "Subjekt" sehr schwach angemacht wurde, bin ich nun wirklich nicht mehr gewillt diese Sauerrei genannt Öffentlich-Rechtliches Fernsehen zu akzeptieren (Der Vollständigkeit halber: nein, ich habe in Deutschland wirklich kein Rundfunkgerät).

Sicherlich kann man jetzt viel über Rentnerfernsehen, Aktionen der GEZ-Schergen am Rande der Legalität, Sinn und Unsinn von ÖR-Fernsehen im Allgemeinen, usw. diskutieren - das wurde aber an anderer Stelle schon zu Tode exerziert und führt zu nicht wirklich viel.

Ich weiß zwar, dass es naiv und wohl mit sehr schlechten Erfolgsaussichten behaftet ist, doch plane ich eine Petition, die das ÖR-Fernsehen unter qualitativen, ökonomischen und gesellschaftlichen Aspekten verbessern soll.

Alle ernstgemeinten, konstruktiven und sachlichen Argumente, Kritiken und Ideen sind mehr als nur willkommen.

Meine fundamentale Kritik am ÖR-Fernsehen in Deutschland ist folgende (die Kritikpunkte unterliegen keiner bestimmten Reihenfolge):

1. Entgegen der gesetzlichen Bestimmungen ist das ÖR-Fernsehen in Deutschland nicht ausgewogen. Der Fokus liegt zum allergrößten Teil auf der "Zielgruppe 60+" auch wenn sie nur einen kleinen Teil der Bevölkerung ausmacht, zusätzlich wird das Programm der Hauptsender "Das Erste" und "ZDF ansonsten von Sport dominiert (gut, mir gefällt das, aber ich möchte versuchen objektiv zu bleiben).

2. Das ÖR-Fernsehen hinkt neueren technischen Entwicklungen weit hinterher. So gibt es weder Sendungen in Originalsprache noch hochauflösendes Fernsehen, welches in fast allen unserer Nachbarländer inzwischen verfügbar ist.

3. Das ÖR-Fernsehen betreibt eine groteske Anzahl an Klein- und Kleinstsendern und Spartenkanälen. Damit sind nicht die Joint-Ventures mit ausländischen Rundfunkanstalten wie 3Sat oder Arte gemeint, sondern Sender wie EinsFestival oder ZDFTheaterkanal.

4. Das ÖR-Fernsehen arbeitet nicht ökonomisch: es gibt keine Grundverschlüsselung über Satellit, ARD und ZDF konkurrieren untereinander, winzige Landessender wie z.B. der SR werden künstlich am Leben gehalten und viele Landesrundfunkanstalten betreiben zig verschiedene Versionen ihres TV-Programms, die sich zu 98% inhaltlich decken, aber dennoch jeweils Satellitenbandbreite kosten (z.B. wieso braucht man WDR Köln, WDR Wuppertal, WDR Duisburg, etc.? Im Kabelnetz mag das noch halbwegs kostenneutral sein, über Satellit aber sicherlich nicht mehr!)

5. Zum Gebühreneinzug wurde eine eigene bürokratische Maschinerie, die sich teilweise jenseits des Gesetzes wähnt, geschaffen, anstatt die Gebühren kostengünstig über die Finanzämter einzutreiben und so auch hinsichtlich der Rundfunkgebührenbefreiung kostspielige Bürokratie abzubauen (wer nicht steuerpflichtig ist, zahlt auch nicht).

Dies sind nur fünf Punkte, die mir persönlich sehr sauer aufstoßen, einen Anspruch auf Vollständigkeit erhebe ich sicherlich nicht.

Mein Vorschlag zur Neumodellierung des ÖR sieht (grob) folgendermaßen aus.

a) ARD und ZDF werden zusammengelegt, die Redaktionen gebündelt und das TV-Programm untereinander abgesprochen um zum einen ein ausgewogeneres Programm zu erschaffenund zum anderen kostengünstiger zu arbeiten.
Edit: Aus gegegebenem Anlass: hier ist nicht die Zusammenlegung der Programme "Das Erste" und "ZDF" gemeint, sondern eine geschäftliche Zusammenführung der beiden "Konzerne". Die beiden Programme sollen natürlich an und für sich weiterexistieren. Bitte um Entschuldigung für die unklare Ausdrucksweise

b) Die Landesrundfunkanstalten werden zu vier großen Rundfunkanstalten zusammengefügt (Nord, Mitte, West, Süd)

c) ARD und ZDF dürfen nur noch eine bestimmte Anzahl an Spartenkanälen betreiben (z.B. ARD betreibt weiterhin Phoenix und einen weiteren, ZDF den ki.ka und ZDFdoku). Gemeinschaftsproduktionen wie 3Sat oder Arte bleiben in ihrer bisherigen Form.

d) Die Internetauftritte von ARD und ZDF bleiben im Rahmen der momentan gültigen Gesetze weiterhin bestehen, die Inhalte werden allerdings zugangsgeschützt (Login durch Gebührennummer, Steuernummer oder ähnlichem Konzept). So kann gewährleistet werden, dass nur Gebührenzahler Zugriff auf die Inhalte haben und das Mär vom "neuartigen Rundfunkgerät" wäre endgültig vom Tisch.

e) Die TV Gebühren werden vom Finanzamt eingezogen, wobei nicht steuerpflichtige Bürger von der Gebühr ausgenommen sind (Grundsicherung) und die Höhe bis zum Regelsatz einkommensabhängig gestaffelt wird. Die Gebühr muss natürlich weiterhin nur einmal pro Haushalt entrichtet werden. Die Gebühreneinzugszentrale ("GEZ") wird aufgelöst.

f) Das digitale Satellitensignal wird, ähnlich wie in Österreich oder der Schweiz, grundverschlüsselt. So können endlich wieder Filme in mehreren Sprachen gesendet werden, ohne das dabei horrende (da für halb Europa) Lizenzgebühren fällig werden. Dabei ist zu beachten, dass der Preis für die Smartkarten lediglich die tatsächlich entstehenden Kosten zu decken hat und, dass ein allgemein übliches Verschlüsselungssystem (z.B. Nagravision, Videguard, Cryptoworks, Viaccess, etc.) benutzt wird.

g) Auch das digitale Kabelsignal wird grundverschlüsselt, ebenso wie DVB-t bei der in einigen Jahren anstehenden Umrüstung auf DVB-T2. So kann jeder Zuschauer selbst entscheiden ob er das Angebot des ÖR-Fernsehens nutzen möchte, oder nicht. Dies Widerspricht nicht dem Gedanken der Grundversorgung, da eine Smartkarte niemanden (berechtigten) ausschließt sondern lediglich ein Teil der Empfangsinfrastruktur ist (wie ein Fernseher auch).

h) Die Abschaltung aller analoger Sender wird im Rahmen der EU-Initiative schnellstmöglich vorangetrieben, ungenutzte Bandbreite wird an die Satelliten- und Kabelnetzbetreiber zurückgegeben sofern sie nicht für hochauflösendes Fernsehen oder andere nötige Projekte benötigt wird.

i) Eine wirklich unabhängige Komission überprüft den Programminhalt des ÖR-Fernsehens auf Aspekte der Ausgewogenheit, des Bildungsauftrages, der staatlichen und politischen Unabhängigkeit, etc. Bei wiederholten groben Verstößen darf diese Komission auch wirksame Maßnahmen ergreifen. Der Einfluss der Politik, insbesondere der Länder, wird stark beschnitten.

j) Dem ÖR-Fernsehen wird auch nach 20 Uhr erlaubt Werbung zu senden, allerdings lediglich zwischen den einzelnen Programmen, bei längeren Sendungen (z.B. bei Spielfilmen) z.B. einmal pro Stunde für fünf Minuten ("Pinkel- und Bierholpause" beim Spielfilm). Dementsprechend (und in Kombination mit anderen Einsparungen) wird die Rundfunkgebühr gesenkt.

k) Formate die lediglich der Unterhaltung dienen und keinen informationrelevanten Inhalt im Rahmen der Grundversorgung oder keinerlei Bildungsauftrag haben, müssen Abhängig von den Zuschauerzahlen gefördert werden (z.B. Tatort behält weiterhin den Sendeplatz Sonntag Abend 20.15h, irgendwelche Bruce-du-brauchst-einen-Wechselkurs-RTL2-Formate wandern ins Nachmittags- oder Spätprogramm und können als ultima ratio auch eingestellt werden.

Bitte um Anregungen, Kritik, Erweiterungen oder Einschränkungen :)
Zuletzt geändert von CaliforniaPug am Fr 06.03.09 14:03, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: ÖR Fernsehen in Deutschland - konstruktive Diskussion

Beitrag von madmat » Do 05.03.09 18:26

+1

:)
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mikewaldorf
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Re: ÖR Fernsehen in Deutschland - konstruktive Diskussion

Beitrag von mikewaldorf » Fr 06.03.09 13:02

Zu a) Warum ARD und ZDF zusammenlegen ? Beide Sender haben ein unterschiedliches Programm und unterschiedliche Sendungen. Der Vorteil bei den öffentlich rechtlichen ist ja gerade, dass nicht nur Quotenfernsehen gemacht wird. Die zusammenlegung würde viele kleiner Formate kosten und die vielfalt in der Fernsehlandschaft würde beschnitten.

Zu b) Warum ? Ich bin froh wenn ich mal auf WDR Bonn schalten kann und da Nachrichten aus meiner Region sehen kann. Klar ist das Programm größtenteils identisch, aber eben nur größtenteils.

Zu c) Die Anzahl der Spartenkanäle zu begrenzen klingt zwar gut, aber was ist mit denen, die sich für Theater intressieren oder sonstiges. Ich denke es ist wie bei zu A, dass die Vielfalt gerade den Reiz der Öff. Rechtlichen macht.

Zu d/e) Die Gebühren würde ich als Steuer erheben. Daher kann man denn Internet auftritt ruhig kostenlos belassen.

Zum Rest komm ich später, wenn ich Zeit hab !

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Re: ÖR Fernsehen in Deutschland - konstruktive Diskussion

Beitrag von meckemc » Fr 06.03.09 13:09


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Re: ÖR Fernsehen in Deutschland - konstruktive Diskussion

Beitrag von CaliforniaPug » Fr 06.03.09 13:46

mikewaldorf hat geschrieben:Zu a) Warum ARD und ZDF zusammenlegen ? Beide Sender haben ein unterschiedliches Programm und unterschiedliche Sendungen. Der Vorteil bei den öffentlich rechtlichen ist ja gerade, dass nicht nur Quotenfernsehen gemacht wird. Die zusammenlegung würde viele kleiner Formate kosten und die vielfalt in der Fernsehlandschaft würde beschnitten.
Tut mir leid, das war wohl missverständlich: ich meinte nicht, dass man aus dem Ersten und dem ZDF einen einzigen Kanal machen soll, sondern das die beiden Einrichtungen zusammengeführt werden sollten, eine geschäftliche, nicht inhaltliche Reform.
mikewaldorf hat geschrieben:Zu c) Die Anzahl der Spartenkanäle zu begrenzen klingt zwar gut, aber was ist mit denen, die sich für Theater intressieren oder sonstiges. Ich denke es ist wie bei zu A, dass die Vielfalt gerade den Reiz der Öff. Rechtlichen macht.
Ich gebe dir absolut Recht, dass mit ein Reiz des ÖR-Fernsehens die Diversität ist, aber muss denn für jedes noch so spezielle Thema ein eigener Kanal eröffnet werden? Ich selbst bin auch ein großer Opernfreund, aber könnte man die entsprechenden Sendungen nicht auf die Vollprogramme verteilen? Es ist ja nicht mehr so, dass die "Dritten" nur im jeweiligen Bundesland verfügbar wären - gegen ein Theaterstück oder eine Oper im Ersten oder Zweiten spricht in meinen Augen auch überhaupt nichts (früher war das auch noch so). Ich hätte auch nichts gegen einen eigenen Spartenkanal mit anspruchsvollen historischen Dokumentationen (und nein: NICHT Guido Knopp!!) aber ich verstehe voll und ganz, dass das wirklich ein "Orchideensender" wäre - oder das ganze wird so populärwissenschaftlich wie der History-Channel ;).
mikewaldorf hat geschrieben:Zu d/e) Die Gebühren würde ich als Steuer erheben. Daher kann man denn Internet auftritt ruhig kostenlos belassen.
Wäre eine vernünftige Lösung, geht aber leider nicht (so einfach). Würde die Rundfunkgebühr als Steuer erhoben so ginge sie ja ersteinmal an den Staat. Ergo bedeutet das, dass der Staat die Rundfunkanstalten finanziert und das ist hierzulande (aus gutem Grund) nicht erlaubt. Desweiteren sehe ich bei einer Steuer das Problem des fehlenden Opt-Out (also wer nicht am Rundfunk teilnehmen möchte). Andererseits dürfte der praktische Unterschied zu meinem vorgeschlagenen Modell nicht so groß sein, da es (zumindest mir) lediglich um eine effizientere Form der Erhebung geht.

Danke auf jeden Fall für deinen Beitrag
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Re: ÖR Fernsehen in Deutschland - konstruktive Diskussion

Beitrag von DNCTI » Fr 06.03.09 14:26

Servus,

unter Punkt 1 sprichst Du von der "Zielgruppe 60+". Sooo klein ist die gar nicht. Die über sechzigjährigen machen immerhin knapp ein Viertel der Gesamtbevölkerung aus.

Abgesehen davon sehe ich es nicht so, als würden die öffentlich-rechtlichen Sender nur Rentner-TV machen. Ich würde eher sagen, man möchte ein, vorsichtig ausgedrückt, höher gebildetes Publikum ansprechen. Daher auch die vielen Spartensender, finde ich ok, anscheinend gibt es genügend Leute die sowas anschauen. Dies rein am Alter festzumachen finde ich allerdings zu einfach.
Die Berichterstattung ist im Vergleich zu vielen Privatsendern meist um ein Vielfaches seriöser. RTL2 und ARD sind in etwa so unterschiedlich wie Bild und FAZ.

Schön finde ich auch, dass zumindest am Abend keine Werbung läuft. Klar, deswegen zahlt man ja auch Rundfunkgebühren. Wie diese Gebühren "eingetrieben" werden finde ich jedoch auch nicht in Ordnung.

Ich muss dazu sagen, ich sehe selten fern, aber wenn dann meist ÖR. Ok, Simpsons noch, aber das ist was anderes. ;)
Auf den Privatsendern läuft teils dermaßen viel Rotz, gestern musste ich kurz Frauentausch anschauen. Das geht gar nicht. Ist aber nur ein Beispiel von vielen.
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Re: ÖR Fernsehen in Deutschland - konstruktive Diskussion

Beitrag von Kris » Fr 06.03.09 17:31

DNCTI hat geschrieben: unter Punkt 1 sprichst Du von der "Zielgruppe 60+". Sooo klein ist die gar nicht. Die über
genau.
und es wird nicht mehr lange dauern, dann sind es 50% ... :erschreck:
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Re: ÖR Fernsehen in Deutschland - konstruktive Diskussion

Beitrag von CaliforniaPug » Fr 06.03.09 17:37

DNCTI hat geschrieben:unter Punkt 1 sprichst Du von der "Zielgruppe 60+". Sooo klein ist die gar nicht. Die über sechzigjährigen machen immerhin knapp ein Viertel der Gesamtbevölkerung aus.
Mit der demographischen Verteilung hast du natürlich recht. Dennoch würde ich behaupten, dass es (nach Abzug der Sendungen für die "Zielgruppe 9-99" - ich arbeite hier mit Stereotypen, wie zuvor auch) im Verhältnis vom Angebot zu den größen der Zielgruppen ein nicht unerhebliches Übergewicht für eben die Älteren Mitbürger gibt. Möchte man (und das werde ich sicherlich nicht tun, aus Mangel an Zeit und Kompetenz) das ganze noch nach Sendezeit und Tag aufschlüsseln, so denke ich, dass mein Überschlag so falsch nicht ist (Beispiel: Mittwoch Nachmittag um 14h gibt weniger "Punkte" als Samstag 20.15), so weit lehne ich mich mal aus dem Fenster.

Bei den Spartensendern bin ich ein wenig anderer Meinung: was ist "genügend Leute"? Genügend, dass sich ein derartiger Kanal selbst finanzieren könnte (beim ÖR-Fernsehen nicht unbedingt notwendig) oder "gerade soviel, dass der Kanal die Bilanz nicht total versaut"? Wo zieht man die Grenze? Warum gerade diese Sparten, warum nicht andere? Warum gibt es einen extra Theaterkanal, aber keinen Kabaret-Kanal? Phoenix oder ZDFinfo (nur Beispiele) haben sicherlich ihre Daseinsberechtigungen, bei EinsFestival bin ich mir da schon nicht mehr so sicher - zumal dieser Sender afaik nur im digital überhaupt empfangbar ist.
DNCTI hat geschrieben:Die Berichterstattung ist im Vergleich zu vielen Privatsendern meist um ein Vielfaches seriöser. RTL2 und ARD sind in etwa so unterschiedlich wie Bild und FAZ.
d'accord - etwas anderes hätte ich auch niemals behaupten wollen, aber Nachrichten, Hintergrundberichte oder (ernstzunehmende) Magazine stehen auch nicht in meiner Kritik.

Sicherlich ist das Thema Werbung ein zweischneidiges Schwert, aber ich würde das ganze ein wenig differenzierter sehen wollen: Bei einem Spielfilm einen kurzen, sagen wir fünfminütigen Werbeblock in der Mitte einzuschieben halte ich für verkraftbar (wenn dadurch die Rundfunkgebühren spürbar sänken), wenn nich sogar gelegentlich ganz angenehm - beim Schweizer Fernsehen ist das übrigens so.
Was natürlich keinesfalls geschehen darf ist, dass man andauernd von ewigen Werbepausen bombardiert wird.

Abschließend dazu: das der ÖR das "eher höher gebildete Publikum" ansprechen möchte ist zweifellos richtig. Leider gelingt ihnen das anscheinend nur sehr schlecht (dummerweise habe ich den entsprechenden Artikel mit Verweis auf die Untersuchung aus der SZ nicht mehr parat), insbesondere in den letzten Jahren.
Mein "Lieblingsbeispiel" hierfür ist der Scheibenwischer: Dieter Hildebrandt, Gerhard Polt, Giesela Schneeberger und wie sie alle hießen sorgten Monat für Monat für heiße Debatten, Wutanfälle bei der CDU/CSU und brüllendes lachen am Samstagabend. Nun, Hildebrandt hat sich zurückgezogen, Riechling und Jonas geben ihr Bestes, aber auch nur annähernd die Bissigkeit vergangener Zeiten zu erreichen - und leider lässt das Niveau auch immer mehr nach.
Eine ordentliche Late-Show (gut, David Letterman und Johnny Carson sind/waren einzigartig und besitzen Referenzcharakter) gibt es nicht (mehr), noch nicht einmal einen satirischen Wochenrückblick wie "Willkommen Österreich" mit Stermann & Grissemann im ORF oder "Giacobbo/Müller - late service public" (sehr zu empfehlen) im SF.

Wirklich an den Fernseher bringen mich eigentlich nur ein paar wenige Serien (u.a. ebenfalls Simpsons - allerdings bitte auf Englisch), gelegentlich Sport, die Tagesschau, Grünwalds Freitagscomedy im BR oder ein ordentlicher Spielfilm - das letzte mal, dass ich einen im ÖR gesehen habe, der mir gefiel liegt sehr, sehr lange zurück - ich glaube das war Goodbye Lenin auf Arte vor drei Jahren...


Ich habe mir mal die Freiheit genommen das morgendliche Tagesprogramm von ARD und ZDF unter die Lupe zu nehmen.

ARD: von 6-12h Kinderserien (okay, ist Samstag morgen), unterbrochen von der Tagesschau. Mittags kommt ein "Heimatfilm" *hust*, danach Alfredissimo und ein Portrait über Roberto Blanco....... ab 16h Nachrichtenmagazine, ein "Technikratgeber" und ein Boulevardmagazin. Um 18h ist natürlich die Sportschau, um 20:15 endet das Verständnis mit dem Musikantenstadel, im Spätprogramm zwei Western.
Einziger Lichtblick ist "Drei Mann in einem Boot" mit Hans-Joachim Kulenkampff - fast 50 Jahre alt (Ein netter Film, ohne Frage, aber...)

ZDF: 5h morgens "nano" - mit Dank an das Schweizer Fernsehen... danach bis 11h Kinderserien (würde es nicht genügen auf EINEM der beiden Sender Kinderserien zu bringen? Soviel zum Thema "Programmabsprache"). Von 11-18 Wintersport, 18-20.15h zwei Boulevardmagazine, das heute-journal und eine "Familienserie". Um 20.15 kommt dann der übliche deutsche Krimi "Unter Verdacht" (darüber möchte ich mich aus Mangel an Kenntnis nicht auslassen, aber ein sehr staubiger Beigeschmack taucht schon beim lesen auf), danach kommt eine ZDF-Boxnacht und um 1h morgens gäbe es dann endlich einen schwedischen Horrorthriller mit recht ordentlichen Kritiken...
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Re: ÖR Fernsehen in Deutschland - konstruktive Diskussion

Beitrag von CaliforniaPug » Fr 06.03.09 17:39

@ Kris

das ist ein Schweinezyklus, das Problem löst sich von selbst, wenn es keine Renten mehr gibt *eg* - würde gerne drüber lachen, wenn ich dann nicht selbst der *dumme Mensch* wäre ;)
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Re: ÖR Fernsehen in Deutschland - konstruktive Diskussion

Beitrag von DNCTI » Sa 07.03.09 14:15

Wenn ich das richtig verstanden habe, bist Du der Ansicht, dass die öffentlich-rechtlichen Sender an Niveau verloren haben.
Da gebe ich dir recht, allerdings stellen sie in der deutschen Fernsehlandschaft für mich immer noch das kleinere Übel dar.

Die Idee, einen Werbeblock im 20:15 Uhr-Film unterzubringen finde ich als Raucher ziemlich gut. Sofern es eben bei einem Block bleiben würde.

Eine vernünftige Late-Night-Show wäre echt eine Sache. JBK und Beckmann sind mir unsympathisch. Harald Schmidt war zu SAT1-Zeiten um Welten besser als in der ARD. Über Oliver Pocher brauchen wir nicht reden. Der ist mittlerweile nur noch primitiv.
Es gäbe genug Sendungen, mit denen man auch jüngere Leute ansprechen könnte. Ich finde bspw. quer ganz in Ordnung, oder die Sendung ohne Namen. Läuft glaube ich im ORF. Bei quer fällt mir ein, vielleicht sollte man darüber nachdenken, das Konzept von Live aus dem Schlachthof wieder aufzunehmen. Das habe ich mir früher auch gern angeschaut.
Nano hätte auch einen besseren Sendeplatz verdient.

Zu den Spartensendern. Ich glaube, die Intendanten haben sich dabei schon was gedacht, warum ausgerechnet diese Sparten bedient werden. Die Leute schauen ja trotzdem nach den Einschaltquoten. Wo man da die Grenze ziehen soll? Keine Ahnung, dazu kenne ich mich in dem Bereich zu wenig aus.
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